Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun,

wenn deine Hand es vermag. Sprüche 3,27

Ich laufe durch die Fußgängerzone einer Großstadt. Am Rande der Einkaufsstraße sitzen etliche Bettler, die mir und den vielen anderen Passanten ihre hohle Hand oder einen Pappbecher entgegenstrecken. Manche haben ein Schild neben sich gestellt, auf dem kurz ihre Geschichte oder der wirkliche oder scheinbare Grund ihrer Bedürftigkeit steht. Mich überfordert die Vielzahl an ausgestreckten Händen. Am liebsten möchte ich stur geradeaus sehen. Ich denke an die Ratschläge Fachkundiger, die sagen, dass man nichts geben solle, weil oft genug im Hintergrund Profiteure stünden. Außerdem würden die Bettelnden sowieso alles in Alkohol umsetzen und das solle man keinesfalls unterstützen.

Dennoch bekomme ich den Eindruck nicht los, doch dem einen oder anderen etwas zu geben und meine Hand und mein Portemonnaie aufzutun. Sicher, grenzenlos geht das nicht und es bleibt die Frage, ob dem Menschen, der da vor mir sitzt, mit dem Euro wirklich geholfen ist. Und dann denke ich an Jesus und die Apostel und ich frage mich, wie sie mit solchen Situationen umgegangen sind. Wie haben sie sich den Bedürftigen gegenüber verhalten?

Viel Geld haben sie jedenfalls nicht verteilt, soweit mir bekannt ist. Jesus stand den Bedürftigen auch nicht Tag und Nacht zur Verfügung. Aber er nahm sich Zeit für die Menschen. Ein gutes Wort. Ein Segen. Liebe und Zuwendung. Im Auftrag Gottes! Ob er damit alle Erwartungen der Bedürftigen erfüllte? Wahrscheinlich nicht. Aber die Menschen, die ihm begegneten, spürten, dass sie ihm nicht gleichgültig waren. Ganz ähnlich die Apostel. Als sie an der Tempelpforte einem Gelähmten begegneten, der sie anschnorrte, da gaben sie ihm weit mehr, als er erwartet hatte. Sie gaben ihm im Namen Jesu Zuwendung und Heilung.

So möchte auch ich gern leben und lieben. Und wenn der nächste Bedürftige vor mir sitzt oder steht, den Menschen freundlich empfangen, auf den leisen Impuls des Heiligen Geistes hören und im Namen Gottes handeln. Vielleicht ist es an einer Stelle ein aufmunternder Blick, eine liebevolle Zuwendung oder an anderer Stelle auch eine Hilfeleistung oder eine kleine oder größere Gabe. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt!

Herzlichst Ihr/Euer Thomas Scheffler